Tuesday, March 25, 2008

"Voll schwul ey!"

"Was nicht der eigenen Facon entsprach, sollte rasiert werden. Und so geschah's, das wissen wir, und es traf auch die bürgerlichen Juden, welche glaubten, mit Antisemitischem könnten sie nicht gemeint sein. Das wiederum verhält sich auch bei der Schulhofrede gegen Homosexuelle so. Das darf man sich zumuten, hört man Jugendlichen in der Donauschule zu in Berlin-Neukölln und in der Rütlischule, der berühmten, ohnehin. Niemand dort, hat er oder sie auch nur den allerleisesten Selbstverdacht in dieser Hinsicht, gibt sich als schwul zu erkennen - besser nicht, bloß unversehrt bleiben -, aber der anders begehrende Mann beschäftigt die Fantasie krass. Schwul - das ist der Schwächere. Wer glaubt, es sei nicht so gemeint, will den hassenden Inhalt nicht sehen und verkleidet Verständnis für die armen Jungs in sozialpädagogische Rhetorik. Im wahren Leben ist es alles eben so gemeint. Und würde die Vokabel nicht schwul, sondern jüdisch lauten, wäre das Geschrei groß."



Jan Feddersen in der heutigen taz über das allgemeine Beschwichtigungsgeschwätz gegenüber wachsender Homophobie in gewissen Parallelgesellschaften.

2 comments:

Anonymous said...
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Anonymous said...

In der Kolumne geht es aber nicht um Parallelwelten, das Wort steht zwar in der Überschrift des Beitrags, wird aber nie wieder erwähnt.

Im Text selbst werden Vergleiche zwischen der verbalen Judenschmähung und der Verwendung des Wortes „schwul“ im Alltag von „Otto- Normal- Deutschen“ gezogen.